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DIE FAHRZEUGE
Luxus-Modell von Presto
Das Modell 210 von 1938 mit einem Motor von Fichtel&Sachs.
Automobile aus den Presto-Werken. Aufnahme von 1914.
DIE FIRMENGESCHICHTE

Presto

Chemnitz war vor 1945 eines der wichtigsten Zentren des deutschen Fahrzeugbau. Eines der wichtigsten Beispiele dafür waren die Presto-Werke in Altchemnitz. Jedoch steht Presto im  
Bekanntheitsschatten der "Größen" Wanderer, Diamant etc. Der Name des Gründers - Georg Günther - ist heute leider weithin unbekannt.

Gegründet wurde das Unternehmen als Presto-Werke Günther & Co. 1895 als Fahrradbauer in Altchemnitz. Damals war man Vorreiter, da außer Presto nur noch eine andere Fahrradfirma - Winklhofer&Jaenicke - in der Stadt ansässig war. Dem allgemeinen Trend     
folgend bot man ab 1901 nicht nur "normale" Fahrräder sondern auch motorisierte Varianten an.              
1907 wagrte man einen wichtigen Schritt  und baute und vertrieb in französischer Lizenz Delahaye-Wagen. Damit war der Einstieg in den Automobilbau vollzogen. Vom Erfolg ermutigt begann man kurz darauf mit der Produktion von eigenen Modellen. 1911 hatte man drei Varianten im Angebot, die nach dem damaligen Besteuerungssystem P6, P8 und P10       
genannt wurden. Anders als andere Hersteller war der wichtigste Presto-Grundsatz die Einfachheit. Die Wagen waren recht einfach konstruiert und sollten auch von Laien gefahren und gewartet werden können. Jedoch waren Presto-Wagen keine Sparproduktionen. Ganz im Gegenteil - es galt das Motto: "Das Beste vom Besten". Um die Robustheit und Ausdauer der Fahrzeuge zu untermauern begab man sich auch in sportliche Konkurenz, was von verschiedenen Erfolgen gekrönt wurde. Den Bau von qualitativ hochwertigen Fahrrädern gab man jedoch nicht auf und produzierte diese weiterhin.

Skafte Rasmussen fuhr ebenfalls einen Presto-Wagen, bevor er Direktor von DKW wurde. Er pflegte eine gute Beziehung zum Gründer der Presto-Werke Georg Günther, mit dem er 1913
die "Elite Motorenwerke A.G. Brand-Erbisdorf" gründen sollte. Georg Günther wurde dort 1915Generaldirektor.
Die Weltwirtschaftskrise warf ihre Schatten voraus. Um besser am Markt bestehen zu können, vereinten sich die Presto-Werke nach dem Ersten Weltkrieg mit den Dux-Werken aus Leipzig, Vomag aus Plauen und Magirus zum "Deutschen Automobil-Konzern" kurz D.A.K. Aber die Krise traf auch die Presto-Werke. Nachdem das Unternehmen 1926 die Dux-
Werke aus Leipzig übernommen hatte wurde man 1928 an die "Nationale Automobilgesellschaft (NAG) angegliedert. Hinter der NAG stand die Autoabteilung der AEG in Berlin. Das Unternehmen in Chemnitz firmierte nun unter dem Namen NAG-Werk Presto. Die Fahrzeuge wurden als NAG-Presto verkauft. Aber auch die große NAG geriet in
Schwierigkeiten. Man verkaufte zuerst das Firmengelände in Altchemnitz an die Auto-Union, was danach bis 1935 geräumt werden musste. Automobile wurden von nun an von Presto nicht mehr produziert. Daraufhin verlagerte man die Produktion der Fahrräder und der
Zulieferteile für die Automobile in die Dorfstraße 52/62, auf das Gelände der ehemaligen Pöge Electricitäts A.G. Dieses renomierte Chemnitzer Unternehmen war kurz zuvor der
Weltwirtschaftskrise zum Opfer gefallen. Ab Mitte der dreißiger Jahre baute man bei NAG-Presto auch wieder kleine Motorräder mit Motoren von Fichtel&Sachs. Neben Presto wurden
diese Motoren auch von anderen "großen" Unternehmen aus Chemnitz wie etwa Wanderer, Diamant und Esweco genutzt. Der Grund war das Preisverhältnis. Damals boomten auch pedalunterstützte Motorräder, da diese besser erschwinglich waren. Krisenzeiten eben.
Presto, die schon immer als preiswert galten, warben nun mit "Ein Pfennig pro Kilometer".

1939 beschäftigte man etwa 950 Arbeiter und Angestellte, aber der Krieg warf seine Schatten voraus. Presto wurde in die Kriegsproduktion einbezogen. Nur die Fahrräder überlebten als einziges ziviles Produkt. Aber am 15.6.1942 war auch das vorbei. Nach einer Anweisung
durften nur noch einige wenige Hersteller in Deutschland Fahrräder produzieren, da das Material für kriegswichtige Zwecke benötigt wurde. Presto war davon betroffen, da man
relativ klein war. In der Folge versuchte man mit allen Mitteln dies zu verhindern und den traditionsreichen Fahrradbau zu erhalten. Aber es reichte nur für einen kurzen Aufschub. Am 30. April 1943 endete die 48-jährige Geschichte des Fahrradbaus in den Presto-Werken. Am Ende noch eine Schmach: Die übriggebliebenen Materialien mussten an die Elite-Diamant-Werke in Siegmar übergeben werden - lange Zeit einer der größten Konkurrenten der Presto-Werke.
Der Krieg neigte sich dem Ende und damit kamen die Bombenangriffe. Auch die Presto-Werke wurden stark zerstört. Nach dem Einmarsch der Russen erfolgte die Demontage und am 3.Oktober 1945 die Bestätigung über die "Herrenlosigkeit" des Werkes. Die Presto-Werke hörten damit auf zu bestehen. Zwar war kurzzeitig geplant mit etwa 30 Mitarbeitern die Fahrradproduktion wieder aufzunehmen, aber dazu kam es nicht. Die von der Demontage
übriggebliebenen Anlagen wurden dem VEB Fahrzeugelektrik zugeteilt. Hier lebte eine kleine Komponente des traditionsreichen Chemnitzer Fahrrad- und Automobilbaus bei Presto bis zur Wende weiter.
	

Quelle:

http://www.historisches-chemnitz.de

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